Staatsregierung bestätigt überregionale Bedeutung auf Anfrage von Johannes Becher
Seit Jahren ist unklar, was mit den noch erhaltenen Baracken des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A in Moosburg geschehen soll. Um Bewegung in die Diskussion zu bringen, hat sich der Landtagsabgeordnete Johannes Becher (Bündnis 90/Die Grünen) im Januar an die Bayerische Staatsregierung gewandt. In einer schriftlichen Anfrage wollte er wissen, wie die Staatsregierung die Bedeutung der Gebäude einschätzt und welche Ansätze sie zur Lösung der Situation sieht.
Die umfangreiche Antwort aus dem Kultusministerium liegt nun vor und verdeutlich die Bedeutung des Stalag VII A und der noch bestehenden Gebäude: “Deutschlandweit sind wenige Relikte von Kriegsgefangenenlagern erhalten. (…) Zusammen mit umfassenden Archivbeständen (u. a. Fotos, Pläne, Briefe, Tagebücher etc.) befindet sich in Moosburg eine große Sammlung von authentischen Dokumenten eines Stalag. Darüber hinaus dokumentieren die Reste des Stalags VII A, die nach Kriegsende sowohl als Internierungslager für NS-Kriegsverbrecher als auch als Wohnort von Heimatvertriebenen und Gastarbeitern genutzt wurden, den Demokratisierungsprozess in der Nachkriegszeit.” Weiter heißt es von Seiten der Staatsregierung: “Der Wert der Relikte des Stalag VII A kann darüber hinaus an der nationalen und internationalen Resonanz ermessen werden, die den Baracken zu Teil wird.”
Das ist der Blick von außen auf Stalag VII A, der deutlich die Bedeutung und daraus resultierend die Verantwortung für Gegenwart und Zukunft aufzeigt. Auch zum seit Jahren diskutierten Thema Abriss äußert sich die Staatsregierung klar: “Als Ergebnis wurde festgestellt, dass die drei Baracken drei unterschiedlichen – eigenständigen – Bautypen zuzuordnen sind und sich in einem weitgehend authentischen Überlieferungszustand befinden. Dazu zählen nicht nur bauzeitliche Elemente, sondern auch Spuren der Nachkriegsnutzung, etwa neu aufgefundene Inschriften aus der Zeit als Internierungslager. Neben den von den jeweiligen Nutzungsanforderungen abgeleiteten individuellen Konstruktionstypen der drei äußerlich sehr ähnlich er scheinenden Baracken ist insbesondere der Erhalt aller drei Baracken und deren serielle Reihung aus Sicht des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) unverzichtbar.”
„Damit ist im Prinzip klar, dass einAbrissder denkmalgeschützten Gebäude nicht durchsetzbar ist. Seit weit über 10 Jahren liegt ein Abrissantrag der Stadt Moosburg unbearbeitet im Landratsamt Freising und aus meiner Sicht empfiehlt sich die Realität anzuerkennen und diesen Abrissantrag mangels Aussicht auf Erfolg zurückzuziehen“, erklärt Johannes Becher. „Stattdessen sollten wir gemeinsam eine Idee entwickeln, wie die Baracken als Museum, Lern- und Gedenkort oder anderweitig genutzt werden können. Unsere Energie sollten wir für die Diskussion verwenden, was wir aus diesen drei Baracken in der Schlesierstraße machen können, wer sich den Hut aufsetzt, als Betreiber dieses Areals sinnvollerweise in Frage kommt und wie der finanzielle Aufwand auf ein erträgliches Maß begrenzt werden kann.”
Laut Staatsregierung gibt es diverse Fördermöglichkeiten zur Entwicklung eines Lern- und Begegnungsorts, für Machbarkeitsstudien oder auch für bauliche Ertüchtigung der Baracken. „Der Freistaat Bayern stellt erfreulicherweise Unterstützung zur Entwicklung eines Konzepts und zu baulichen Maßnahmen in Aussicht, aber verweigert jegliche Verantwortung beim laufenden Betrieb. Das ist für mich unverständlich, insbesondere wenn vorher die überregionale Bedeutung besonders betont wird.”, kritisiert Becher. “Ich will, dass die Baracken dauerhaft sinnvoll, sinnstiftendend und positiv genutzt werden. Ich sehe uns dazu verpflichtet, die besondere Geschichte des Lagers und der Neustadt sichtbar zu machen und für kommende Generationen zu bewahren. Das Thema einer dauerhaften finanziellen Unterstützung werde ich im Landtag und bei der Staatsregierung nochmal ansprechen, weil ich denke, dass der Freistaat Bayern hier seine Haltung überdenken sollte.”
Wie es nun weitergeht, dürfte auch davon abhängen, ob vor Ort Ideen für eine sinnvolle Nutzung der Baracken entstehen – und wer sich bereit erklärt, Verantwortung für ein entsprechendes Konzept oder einzelne Bereiche zu übernehmen. Johannes Becher bliebt jedenfalls optimistisch: “Ich bin überzeugt, dass wir für die Baracken eine gute Lösung finden können, wenn Stadt und bürgerschaftliches Engagement gemeinsam agieren und miteinander Lösungen entwickeln. Wir sollten jedenfalls lösungsorientiert denken und nicht immer nur einseitig aufzählen, warum etwas nicht geht. Die großartige Ausstellung „vergessen und vorbei?“ und ihr Rahmenprogramm sind der richtige Anlass, um sich an der Ideenfindung zu beteiligen.”
Mehr über die Geschichte des Stalag VII A erfahren:
Noch bis zum 11. Mai 2025 ist in der Stadthalle Moosburg die Ausstellung „vergessen und vorbei?“ zu sehen. Sie bietet spannende Einblicke in die Geschichte des Lagers. Begleitend finden Vorträge und Führungen über das ehemalige Gelände statt. Weitere Informationen unter: https://stalag7a.de/